Die Wiege der Maya: 3.000 Jahre alter Monumentalbau entdeckt (2024)

Diese 3D-Visualisierung offenbart die monumentale Plattform von Aguada Fénix (dunkelbraun). Sie wurde vor etwa 3.000 Jahren errichtet und fiel erst durch einen LiDAR-Scan aus der Luft auf.

Foto von Takeshi Inomata

Vor etwa 3.000 Jahren errichteten die frühen Maya eine gewaltige Erdplattform mit mehreren Bauwerken auf dem Gebiet des heutigen Mexiko, darunter auch eine vier Meter hohe Pyramide. Es ist das mit Abstand älteste und größte monumentale Bauwerk in der Maya-Region, wie es in einer Studie im Fachmagazin „Nature“ heißt. Die Entdeckung stützt die These, dass einige der frühsten Bauwerke in der Maya-Region bedeutend größer waren als jene, die ein Jahrtausend später während der klassischen Periode (250 – 900 n. Chr.) errichtet wurden, auf dem Höhepunkt des Maya-Reiches.

Entdeckt wurde der Komplex Aguada Fénix im mexikanischen Bundesstaat Tabasco, rund 1.370 Kilometer östlich von Mexiko City. In diesem Gebiet, der Maya-Tiefebene, begann die mesoamerikanische Zivilisation ihren Aufstieg.

2017 entdeckten Forscher im Rahmen einer LiDAR-Vermessung die Plattform und mindestens neun Dammstraßen, die zu ihr führten. Normalerweise offenbart die moderne Lasertechnologie von hoch oben in der Luft Strukturen unter dichtem Blätterdach. In diesem Fall lag der einmalige Fund jedoch jahrhunderte-, wenn nicht gar jahrtausendelang unbemerkt mitten im spärlich bewaldeten Weideland Tabascos.

Eine Luftaufnahme von Aguada Fénix zeigt den unauffälligen Monumentalbau auf dem Weideland von Tabasco.

Foto von Takeshi Inomata

Wie kam es, dass ein gewaltiger Komplex wie Aguada Fénix nicht viel eher entdeckt wurde?

„Das ist schwer zu erklären. Aber wenn man vor Ort ist, sieht man gar nicht, wie riesig der Bau ist“, sagte der Archäologe Takashi Inomata von der University of Arizona, der Hauptautor der Studie. „Er ist über neun Meter hoch, aber auf horizontaler Ebene so groß, dass einem die Höhe gar nicht so auffällt.“

Größer als die Pyramiden

Der ursprüngliche Bau der Plattform begann wahrscheinlich um das Jahr 1000 v. Chr. – das zumindest legen Radiokarbondatierungen von Holzkohle aus dem Inneren des Komplexes nahe.

Da es in Aguada Fénix aber keine früheren bekannten Gebäude gibt, deutet das darauf hin, dass die Menschen in der Region – vermutlich die Vorgänger der klassischen Maya – bis zu diesem Zeitpunkt als Jäger und Sammler in temporären Siedlungen lebten. Die Forscher spekulieren deshalb, wie und warum sie plötzlich beschlossen, ein so gewaltiges, dauerhaftes Bauwerk zu errichten.

Inomata schätzt das Gesamtvolumen der Plattform und der Gebäude darauf auf mindestens 3,7 Millionen Kubikmeter. Damit wäre es sogar noch größer als die größte der ägyptischen Pyramiden. Außerdem hat er berechnet, dass für die Vollendung des Baus 5.000 Menschen mehr als sechs Jahre lang Vollzeit daran arbeiten mussten.

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    „Wir glauben, dass es sich um einen zentralen Zeremonialbau handelt“, sagt Inomata. „Es ist ein Ort der Zusammenkunft, an dem womöglich auch Prozessionen und andere Rituale abgehalten wurden, über die wir nur spekulieren können.“

    Rund um den Komplex wurden keine Wohngebäude gefunden. Deshalb ist unklar, wie viele Menschen in der Nähe gewohnt haben. Die schieren Ausmaße der Plattform lassen Inomata jedoch vermuten, dass die Erbauer von Aguada Fénix sich langsam von ihrem Leben als Jäger und Sammler abkehrten. Unterstützt wurde diese Entwicklung wahrscheinlich von der Kultivierung der Maispflanze – auch dafür fanden sich archäologische Belege in der Stätte.

    „Ihre schiere Größe ist erstaunlich“, sagt Jon Lohse. Der Archäologe von Terracon Consultants Inc. erforscht die Frühgeschichte der Region und war an der Studie nicht beteiligt. Er glaubt allerdings nicht, dass der Bau an sich ein Beleg für eine sesshafte Lebensweise ist. „Monumentalbauten von nicht sesshaften Völkern sind global gesehen keine Seltenheit.“

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    Was Aguada Fénix laut Lohse aber unverkennbar zeige, ist eine hochentwickelte Fähigkeit zur Zusammenarbeit, die wahrscheinlich streng egalitär organisiert war – ein Aspekt, den er für charakteristisch für die frühen Gesellschaften in der Maya-Region hält.

    Inomata verweist auf den noch älteren Zeremonialbau San Lorenzo als potenziellen Beleg. Das Gebiet befindet sich etwa 386 Kilometer weiter westlich in einer Region, die damals von den Olmeken besiedelt wurde. San Lorenzo wurde fast 400 Jahre vor Aguada Fénix erbaut und verfügt über einen künstlich angelegten Terrassenhügel, der eine ähnliche Funktion erfüllt haben könnte. Allerdings gibt es dort auch riesige menschliche Statuen, die eventuell darauf hindeuten, dass einige Menschen innerhalb der Gesellschaft einen höheren Status hatten als andere.

    Es wirkt nicht unwahrscheinlich, dass sich die Erbauer von Aguada Fénix von San Lorenzo inspirieren ließen. Aber die Archäologin Ann Cyphers von der Universidad Nacional Autónoma de México, die an San Lorenzo geforscht hat, hält die Stätte für „deutlich anders“. Sie verweist auch auf die Unterschiede bei den Keramikfunden in beiden Stätten.

    Generationenprojekt mit Symbolcharakter

    Welchen Zweck könnte ein so gewaltiges kommunales Bauprojekt also erfüllt haben? Die Co-Autorin der Studie, Verónica Vázquez López von der University of Calgary, ist der Ansicht, dass es sich dabei um eine Absichtserklärung handeln könnte: eine formelle Zusammenarbeit, die dazu diente, verschiedene Menschengruppen über mehrere Generationen hinweg zusammenzubringen.

    Einige Entdeckungen in Aguada Fénix könnten auf so eine Zusammenarbeit hindeuten, beispielsweise eine Kammer mit wertvollen Jade-Äxten, die den Abschluss des gemeinsamen Bauprojekts symbolisieren könnten. Den Archäologen fiel auch auf, dass ein paar der Bodenschichten für die Plattform eine Besonderheit aufwiesen: Sie wurden in einem Schachbrettmuster aus verschiedenfarbiger Erde angelegt, das die Beteiligung unterschiedlicher Gruppen symbolisiert haben könnte.

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    „Auch heute noch säubern Menschen aus unterschiedlichen Vierteln in mexikanischen Städten jeweils ihren Teil des zentralen Kirchenplatzes“, sagt Vázquez López.

    Um das Jahr 750 v. Chr. wurde Aguada Fénix aufgegeben. In der klassischen Maya-Periode, mehr als 1.000 später, bauten die Menschen der Region höhere Pyramiden auf kleineren Plattformen. Sie waren nur noch der Elite zugänglich und boten demzufolge weniger Platz für gemeinschaftliche Zusammenkünfte.

    „In der frühen Phase waren die Menschen anscheinend sehr engagiert“, bemerkt Inomata. „Später waren sie dann etwas weniger enthusiastisch.“

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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